Dienstag, 15. Dezember 2009

Protestschreiben #7

Meine Damen und Herren,

ohne lange nachzudenken schreibe ich Ihnen diesen Brief um Ihnen meine Empörung und meine Wut zur Schließung des Weinmeisterhauses mitzuteilen.
Seit 10 Jahren schon besuche ich dieses Haus, mit 7 Jahren kam ich dort an und bin nun 17. Musiktheater und Theater, Gitarre und Gesang, Zeichnen, Tanzen habe ich im Weinmeisterhaus gemacht. Mit Gruppen aus dem Werk 9 und dem Weinmeisterhaus bin ich in die Ukraine, nach Japan, nach Griechenland gekommen. Auch meine Geschwister haben hier viel gemacht. Nun wird das Weinmeisterhaus gnadenlos geschlossen.
Es ist eine Schande für Berlin. Bald wird Mitte nur noch den Reichen und Schönen gehören. Teure Hotels wie das neue Hotel Amano in der Rosenthaler Straße und schicke Boutiquen wird der Bezirk noch zu bieten haben.
Die Gründe für diese Entscheidung sind bestimmt nachvollziehbar, Berlin ist verschuldet, das wissen alle. Aber vielleicht sind Sie sich dessen nicht bewusst, dass die Schließung des Weinmeisterhauses und zahlreicher anderer Einrichtungen neben allen finanziellen Vorteilen
für die Stadt und ein wenig Verärgerung und Kopfschütteln vieler Menschen ein wahrhaftiges kulturelles und seelisches Verbrechen, eine Ungerechtigkeit ist. Seit 55 Jahren existiert das Weinmeisterhaus schon und nun soll alles weg. In einem Mal. Menschen verlieren ihre Arbeit, ihren Mut, ihre Motivation. Ich will nicht daran denken, was mit den vielen lieben Menschen des Hauses passieren wird. Können Sie dies mit Ihrem Gewissen vereinbaren? Seien Sie keine Rechenmaschinen, seien Sie wahre Politiker und denken Sie an die Folgen dieser Entscheidung.
Ich habe das Gefühl, Berlin macht sich was den Ruf der Stadt angeht, etwas zu viel vor. Qualitativ kann Berlin sich einen derartigen Verlust des Kulturlebens nicht leisten. Das Kulturleben wird immer hipper, schicker und teurer. Die Oberfläche glänzt immer schöner, und Berlins Ruf einer Kulturmetropole verbessert sich immer mehr, doch im Hintergrund werden heimlich, still und leise Kultur- und Jugendeinrichtungen geschlossen. Traurig.

Was bleibt uns noch übrig? Abwarten, nachdenken? Diskutieren?

Handeln? Aber wie?

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